Kind UND Karriere – Selbstaufgabe oder Bereicherung?

Als junge Frau wurde mir immer wieder gesagt, dass Kind UND Karriere nicht möglich seien – „Du wirst Dich entscheiden müssen!“

Im Rahmen eines Praktikums habe ich einmal von einer Head of HR gehört: „Ich habe für meine Karriere auch auf Kinder verzichtet. Beides geht nicht.“

Hm …

Viele Jahre später blicke ich reflektierend zurück und denke mir: „DOCH, es geht sehr wohl!“ Es ist nicht immer ein leichter Weg gewesen, aber es ist definitiv möglich. Heute sind meine drei Kinder 10, 13 und 15 Jahre alt und ich freue mich über ihre Selbstständigkeit.

Ich bin davon überzeugt, dass ich mit meinen Kindern viel gelernt und mich persönlich weiterentwickelt habe. Am Weg „durfte“ ich mir einige interne und externe Barrieren anschauen, reflektieren und entscheiden, wie ich damit umgehe.

Ein Knackpunkt am Weg war sicherlich auch die Frage: Wie bin ich ein Vorbild für meine Kinder?

Kind und Karriere

Wieso sind Kind UND Karriere für Frauen so schwer miteinander zu vereinbaren?

„Ich arbeite 30 Stunden und bin fast alleine für die gesamte Kinderbetreuung und den Haushalt zuständig. Zeit für mich nehmen, Freundinnen treffen oder Netzwerken für das berufliche Vorankommen – wann genau soll ich das tun?“

In Deutschland, Österreich und Teilen der Schweiz leben wir nach wie vor ein sehr traditionelles Rollenbild. „Frau = Teilzeit + Kinder“ und „Männer = Vollzeit + Karriere“ sind die gesellschaftlich erwarteten Rollenbilder.

Schon ohne Kinder leisten Frauen mehr Care-Arbeit (Kinderbetreuung und -erziehung, Pflege von Angehörigen, Hausarbeit, Ehrenamt) als Männer.

Im Jahr 2019 haben Frauen um 52,4 % mehr Zeit für die unbezahlten Arbeiten aufgewendet als Männer.

Bei 34-Jährigen mit Kindern lag der Gender Care Gap sogar noch höher, nämlich bei 110,6 %. In diesem Alter ist die zeitliche Belastung durch Karriere und zu betreuende (Klein-)Kinder oftmals besonders hoch. Im Schnitt wenden 34-jährige Frauen mit Kindern täglich 5,18 Stunden für unbezahlte Care-Arbeitauf. Bei gleichaltrigen Vätern sind es dagegen nur 2,31 Stunden am Tag. (Quelle: statista – „Gender Care Gap noch immer viel zu hoch“)

Welche Auswirkungen hat das Konzept „Kind ODER Karriere“?

Es gibt sowohl viele Daten und Fakten zu den für Frauen negativen Effekten als auch psychologische Faktoren für Frauen beim beruflichen Wiedereinstieg.

Zu den Daten und Fakten ist zu sagen: Etwa zwei Drittel der Frauen in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit minderjährigen Kindern arbeiten Teilzeit. Somit weisen diese drei Länder neben den Niederlanden die höchste Teilzeit-Quote auf. (Quelle: statista) Die Konsequenz dieser hohen Teilzeit-Quote ist, dass Frauen 10 Jahre nach der Geburt eines Kindes 50 bis 60 % weniger verdienen als davor.

Bei Männern gibt es keinen Lohnentgang aufgrund der Geburt eines Kindes.

Als Konsequenz aus der Wahl „Kind oder Karriere“ ist sowohl die finanzielle Abhängigkeit vom Partner als auch die fehlende Pension/Rente anzuführen. Das sogenannte geschlechtsspezifische Rentengefälle (Gender PensionGap) liegt bei etwa 36 %. (Quelle: statista)

Welche internen und externen Barrieren gibt es für Frauen bei der Berufsrückkehr aufgrund des Vorurteils „Kind oder Karriere?

Beim beruflichen Wiedereinstieg nach der Babypause sieht sich eine Frau mit vielen Vorurteilen konfrontiert, wie etwa:

  • „Sie hat den Fokus bei den Kindern und nicht bei der Arbeit“
  • „Sie arbeitet ja NUR Teilzeit“
  • „Sie arbeitet schon wieder – das arme Kind!“

 Frauen benötigen schon viel Selbstbewusstsein und innere Klarheit, um diesen Vorurteilen zu begegnen. Auch Gelassenheit und ein Easy Going sind oft hilfreich …

Hinzu kommen eigene interne Barrieren zu Kind und Karriere, die in den Köpfen vieler Frauen vorhanden sind. So zeigt eine Studie, dass 75 % der befragten Frauen (und 55 % der Männer) glauben, dass es eine „gläserne Decke“ gibt. 84 % der Frauen sind der Meinung, dass Frauen für den gleichen Erfolg mehr leisten müssen als Männer. Und zwei Drittel der Frauen unterschätzen ihre eigene Leistung und machen sich dadurch klein. (Quelle: Karmasin Research & Identity)

Wie hast Du es geschafft, Kind UND Karriere miteinander zu vereinbaren?

 

Kind und Karriere

Jetzt ist meine private Situation so, dass ich drei Kinder habe, einen Mann, der „sehr“ berufstätig ist und keine Eltern und Schwiegereltern hier in Wien.

Von außen betrachtet also eine eher „bescheidene“ Situation. Ich hätte mich nun auch hinsetzen und mir denken können: „Blöd gelaufen, das Leben hat mir schlechte Karten ausgeteilt.“ Ich hätte jammern, mich als Opfer fühlen und selbst bemitleiden können. Dann muss ich alles alleine machen – macht ja sonst keiner!Aber so bin ich nicht gestrickt!

Mein Weg war es, mir meine eigenen und auch die externen Hindernisse anzuschauen und meinen Weg zu finden und zu gehen. Und das kennst du wahrscheinlich auch.

Was sind meine eigenen Hindernisse im Kopf, die mich an Kind UND Karriere hindern?

Wie kann ich mit einem guten Gewissen Kinder, Familie und Beruf unter einen Hut bringen, so dass es für alle passt?

Wie so viele andere Mütter habe ich mit der Geburt der Kinder eine Injektion erhalten, die heißt: „Als Mutter hast du immer ein schlechtes Gewissen!“ Daran habe ich gezielt gearbeitet und mir überlegt, wie eine Aufteilung aussehen kann, die für mich stimmig ist. Ich habe mir oft die Frage gestellt: „Wie geht ein gutes Gewissen?“

Und dann habe ich für mich auch noch beschlossen, dass gedanklich die Aufteilung für Kinder und Haushalt 50:50 ist. Und ich sage mir selbst immer wieder den Satz: Ich habe ein gutes Gewissen, wenn ich 50 % der Kinderbetreuung und des Haushalts übernehme.“ 

Dieser Satz und das kontinuierliche Wiederholen haben für mich viel verändert. Zusätzlich habe ich mich damit beschäftigt, dass ich gerne ein Vorbild und Role Model für meine Kinder und Umwelt sein möchte. Bist du ein Vorbild für deine Kinder, Kund:innen, Kolleg:innen und dein Team?

Beim Thema meiner eigenen Ansprüche (Stichwort Perfektionismus), zum Beispiel der Anspruch an die Sauberkeit der Wohnung und den eine „gute Mutter“ zu sein, da habe ich viel gelernt. Ich sage immer wieder zu mir selbst: „Früher war ich ordentlich – jetzt habe ich drei Kinder.“ Bei einem Vortrag von Start-ups habe ich mal gehört: „Better done than perfect.“ Das gefällt mir.

Zu diesem Thema habe ich definitiv viele Lernschritte gemacht und mich weiterentwickelt. Ich habe Leichtigkeit und Gelassenheit gelernt und kann besser auf mich achten. Einige meiner Lernschritte habe ich auch in meinenVideos dokumentiert, und auf LinkedIn teile ich immer wieder mein Know-how, eigene Lernschritte und vieles mehr. 

Und wie hat dein Umfeld reagiert?

Die anderen stellten mir Fragen wie:

+ Kannst Du Deine Kinder mit einem halben Jahr einer Leihoma anvertrauen, um einen großen Auftrag anzunehmen?

+ Kannst Du Deine Kinder nachmittags in einen Hort geben?

Für mein familiäres Umfeld – meine Familie kommt vom Land – war das eher undenkbar, obwohl meine Eltern natürlich gesehen haben, dass ich immer wieder gestresst und müde war und es manchmal einfach viel wurde.

Die Frage meiner Eltern: wieso tust du dir Kind UND Karriere an?

Meine Antwort: „Ich bin viel, aber blöd bin ich nicht! Wieso soll ich etwas, das ich gerne tue – meine Arbeit –,durch etwas ersetzen, das ich nicht gerne mache – Haushalt, Putzen, Wäschewaschen –, und das den ganzen Tag? NIEMALS!“

Das war und ist mein Weg zu Kind UND Karriere

Mein Ziel war klar: Ich will weder auf das eine noch auf das andere verzichten. Nur so kann ich ein glückliches, erfülltes Leben führen und da genauso wie dort das Beste von mir einbringen.

 

Kind und Karriere

Für mich waren dabei immer drei Dinge entscheidend:

    • Ich habe mich immer auf meinen eigenen Wirkungsbereich konzentriert und nicht gejammert oder die Schuld auf jemand anderen geschoben. Mein Fokus lag auf den Schlupflöchern, den Zwischenräumen – und nicht auf echten oder vermeintlichen Gitterstäben, nicht auf internen und externen Hindernissen, die auf dem Weg liegen. Der Fokus lag und liegt am Ziel und wie ich dort am besten hinkomme.
    • Um das zu machen, habe ich meine Komfortzone verlassen – immer wieder, konsequent. Ich habe vieles hinterfragt, aber nie aufgegeben. Und glaube mir: Weiterentwicklung – ob auf persönlicher oder organisatorischer Ebene – ist nur dann möglich, wenn du aus der Komfortzone rausgehst.
    • Ich bin MEINEN Weg gegangen, den ich mir selbst erarbeitet und gestaltet habe, der zu mir und meinen Rahmenbedingungen passt.

So bin ich authentisch, energiegeladen und mache einfach gerne das, was ich tue. Und wie du weißt: Wenn man etwas gerne tut, dann macht man es auch gut!

 

Viele Tipps von Frauen, Müttern und Leaderinnen

Auf LinkedIn habe ich mal nach den besten Tipps für Kind UND Karriere gefragt und es sind tolle Ratschläge, Kommentare und Hinweise dabei.
Hier der LINK. 

 

Und du? Wie sieht dein Weg aus? Wofür entscheidest du dich?

Ich lade dich ein, in einem persönlichen Kennenlern-Gespräch mit mir eine Strategie für deine nächsten Schritte zu entwickeln!